5 Jahre Dinnair - was davon übrig bleibt

5 Jahre Dinnair - was davon übrig bleibt

 „Ich will dahin, wo ich Fremder bin. Ich will wieder Lehrling sein“. Mit diesen Worten verabschiedete ich mich vor gut 5 Jahren aus meinem alten Berufsleben und aus meinem sicheren Hafen. Das ich dieses Bedürfnis ausgerechnet durch die Gründung eines Startups decken würde, war nicht von Anfang an, doch recht schnell und aus Überzeugung klar. Je nach Quelle scheitern in den ersten 5 Jahren 50 – 80 Prozent aller Jungunternehmen und damit auch viele Träume und Sehnsüchte. Weshalb also dieser steinige Weg? Gilt das auch für Dinnair? Und weshalb Unternehmer werden? 5 Jahre Dinnair, 5 Jahre Start-up. Der Versuch einer Erklärung und die persönliche Aufarbeitung eines Jungunternehmers.

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Die Wochen und Monate nach dem letzten Tagebucheintrag im November 21 waren durchgehend von einem sich anbahnenden personellen, Fiasko geprägt. Unser Dinnair-Dream-Team Laura, Aldo und ich geriet in Schieflage. Oder präziser gesagt: die aufgebaute Struktur dahinter. Nichts sehnlicher wünschte ich mir seit dem einsamen Start von Dinnair, als endlich wieder in einem Team arbeiten zu dürfen. Und genau dieses wertvolle und inzwischen erreichte Ziel, drohte nun wieder auseinander zu brechen.

Der Flow am Weihnachtsmarkt 2021 war richtig gut. Eine Menge Spass, viele gute Gespräche und spannende Begegnungen sowie ein schöner Umsatz vermochten nicht zu verbergen, dass irgendetwas mit mir los war und mich beschäftigte. Die schlaflosen Stunden wurden trotz zunehmender Müdigkeit wegen der Arbeit auf dem Markt zu meinem eigenen Erstaunen immer zahlreicher. Am Abend, als meine Freunde „Eve“ und „Schmürzu“ uns als Marktverkäufer freundlicherweise unterstützten, rastete ich vorgeblich wegen der viel zu lauten Atmosphäre und dem Halligalli in unserem Häuschen komplett aus. Statt den Spass mit ihnen genießen zu können, lagen meine Nerven blank. Ich schrie wild herum und beleidigte meine freiwilligen Helfern. Das passte nicht zu mir. Ich vergriff mich komplett im Ton, worauf mich meine Partnerin kurzerhand in den Senkel stellte. Ich selbst konnte mich nur noch vage daran erinnern und hatte eine völlig andere Erinnerung an das Geschehene. Noch Tage später hatte ich mit der Verarbeitung zu kämpfen und bat meine Freunde um Verzeihung. Es war offensichtlich: Etwas stimmt nicht in meiner Gefühlswelt.

Eine schwierige Entscheidung
Ehe der Markt erfolgreich zu Ende gehen konnte, wurde mir bewusst, was mit mir los war. Der innere Druck stieg täglich. Die Situation rund um Aldo beschäftigte mich offenbar so sehr, dass ich schnell handeln wollte. Aufgrund der vergangenen, schicksalsträchtigen Monate hatte Aldo keine Chance, seine Leistung für die Firma abzurufen. In einem Jungunternehmen und bei einem solch kleinen Team muss jeder über sich hinauswachsen können und jederzeit mehr als alles geben. Dass dies für ihn nicht möglich gewesen ist, war nachvollziehbar, für Dinnair hinsichtlich Personalkosten jedoch eine toxische Situation. Wir hatten keine Chance, seine fehlende Power in einem solch kleinen Team zu kompensieren. So sehr ich meinen Freund während diesen schweren Monaten begleitete, musste ich ihn mit der Wahrheit und der Auswirkung für Dinnair konfrontieren. Das war mein Job und lag in meiner Verantwortung.

Uns floss so viel Geld ab, dass es mittlerweile ganz kurz vor Zwölf war. Ich wartete lange, zu lange. Die Zeit war mein Feind. Etwas zögernd entschied ich mich dann doch, exakt acht Tage vor Heiligabend, die Karten auf den Tisch zu legen, so hart dies war. Aldo und ich versuchten über mehrere Tage gemeinsam eine Lösung zu finden, die für alle ein Erfolg sein könnte. Dass uns das nicht gelingen würde, konnte sich zu diesem Zeitpunkt niemand vorstellen. Es gab schließlich immer einen Plan B. Und doch war es so. Die Gespräche konnten unmöglich fruchten. Und so luden wir ihn schlussendlich eben doch ein, des Lebens Schmerz, und entschieden gemeinsam, dass sich unsere Wege hier trennen sollten. Am 27. Dezember 2021 unterschrieben wir die Kündigung. Die Tage waren surreal. Festtage? Auf alle Schicksalsschläge, die bereits erfolgt waren, kommt nun noch dieser dazu. Einer, in der Kategorie der größten und schmerzhaftesten. Die Festtage verabschiedeten sich von mir, wie es auch mein allererster Dinnair-Mitarbeiter tat. Der einzige Abschied, den es zu feiern gab, war jener vom verfluchten und verwünschten Jahr 2021. Ein Jahr, mit einem Herz aus Stahl.

Marcel: Ein Marktfahrer steigt ein
Der Mensch Aldo fehlte. Laura und ich hatten den Laden zwar im Griff, doch war es niemals wieder so, wie es war. Auf das Stelleninserat, notabene das Allererste in der Geschichte der jungen Firma, bewarben sich zu meinem Erstaunen gleich mehrere Personen. Grundsätzlich hatten wir als StartUp nichts zu bieten. Davon aber reichlich. Wie ein kleiner Personalchef führte ich trotzdem durch all die Gespräche, ehe ich auf Marcel traf. Ich kannte Marcel nur allzu gut, von unseren gemeinsamen Tagen auf den Dorf-Märkten. Die Tage, wo wir Dienstags- und Freitags unsere Stände in Urdorf und in Einsiedeln aufstellten und unsere Produkte feilboten. Die Tage, wo wenn wieder mal nichts lief, wir uns gegenseitig lächelnd und schulterzuckend zuwinkten oder einen Schwatz hielten. Jener Marcel wollte nun plötzlich bei Dinnair arbeiten - das war speziell. Dass Marcel ein zweites berufliches Standbein hatte und er mehr oder weniger flexibel für Dinnair im Stundenlohn arbeiten konnte, verringerte den finanziellen Druck sofort und machte die Situation für beide perfekt. Eingestellt.

Es sind genau solche Momente, welche die emotionale Achterbahnfahrt eines Jungunternehmers beschleunigen. Jene Achterbahnfahrt, die so enorm schwierig zu verarbeiten ist. Mein früherer Chef pflegte es zu sagen; nur NICHT entscheiden ist falsch. Diese Worte prägen mich bis heute. Es sind brutale, schwierige und emotionale Entscheide, ehe wieder die positiven, guten, nach vorne treibenden Gedanken Platz einnehmen. Ein Unternehmer kommt nicht drum herum, zu entscheiden. Da Problem ist allerdings: Man weiss immer nur, was man verliert, man weiss nie, was man gewinnt.

Das Team definiert sich neu
Da waren wir also. Laura, Marcel und ich. Mit dem Zwang und dem Drang nach komplett neuen Strukturen. Mit Beat stand ich fast täglich im Kontakt. Er ist mein strategischer Austauschpartner, mein Schiffsmann und mein Wegbegleiter. Ich war froh, ihn an meiner Seite zu haben. Die Neuorganisation war eine gewaltige Belastung. Gemeinsam krempelten wir die gesamte Rollenverteilung um, so dass jeder seinen Platz neu definieren konnte. Lauras niemals endender Optimus und die niemals verblühenden Lebensfreude trug uns durch diese schwere Zeit. Der Bereich „Office“ blieb durch sie perfekt abgedeckt. Marcel, der neu ernannte Lager- und Logistik-Kapitän, blühte formlich auf. Er fand seine Rolle schnell. Er bestellte, kommissionierte und koordinierte. Das Dinnair-Lager war schnell seine Heimat, der vertraute Ort. Die Vertriebsarbeiten übernahm fortan ich. Plötzlich spürte ich wieder, wie wichtig und zentral es war, näher bei unseren Vertriebspartnern und Lieferanten sein zu dürfen. Ich hatte das sichtlich vernachlässigt die letzten Monate und nahm dieses Gefühl dankend wieder zurück. Dinnair hatte wieder ein Gesicht. Drei Köpfe, die ein kleines Unternehmen aus Einsiedeln repräsentierten. Unser Rückgrat war wieder gestärkt. Die Motivation enorm.
 
 
 
Social Media: Julia kommt an Bord
Irgendwann, im Frühjahr 2022, schrieb mir eine Kundin wie großartig sie unsere Produkte fand. Nach wie vor freue ich mich intensiv und über jedes Wort, wenn mich solche Zeilen erreichen. Julia, so hieß die Absenderin der Zeilen, meinte jedoch auch, dass unser Auftritt auf Social Media nicht ganz so optimal sei. Ich musste schmunzeln. Das hätte ich auch niemals bestritten…. Es war und ist ein Thema, mit dem ich mich bis heute schwertue. Blitzartig dem unternehmerischen Geist gehorchend und immer die Chance suchend, sah ich eine Möglichkeit, wie Julia uns vielleicht helfen könnte. Spontan verabredeten wir uns in Zürich in einem für mich sehr urbanen Café. Viele junge Leute, Musik, Kleider, Düfte und viele Laptops dazwischen. Social Media passte definitiv hierhin und Julia war von Anfang an sympathisch und überzeugend. Selbst pendelnd in der Welt zwischen angestellt und Unternehmerin, konnte sie genau nachvollziehen, wie es Dinnair erging. Ich vertraute ihr sofort. Machen könne mal alles, war sich Julia sicher. Die schönsten Posts, die besten Bilder, tausende von Follower, die besten „Clips“. Kein Problem. Das scheinbar uneingeschränkte, offene Feld aller Möglichkeiten machte mich jedoch blass, denn als Start-Up hat man nun mal grundsätzlich kein Geld und schon gar nicht für Investitionen die sich nicht sofort im Umsatz zeigen. Julia fand den Mittelweg. Sie wollte Teil der Dinnair-Geschichte sein, überzeugte mich von der Aufbauarbeit und ihrem Fachwissen in diesem Bereich. Als Kundin selbst überzeugt von unseren Produkten und der Firma, einigten wir uns auf einen gemeinsamen Weg auf dieser Reise. Welcome Julia! Sämtliche Logindaten wurden vorbehaltlos geteilt, volles Vertrauen von Anfang an. Ich war enorm froh, Hilfe in dieser Thematik erhalten zu haben. Das war so definitiv nicht geplant.
 
 
  
Ein übler Geist in einer frisch gegründeten Firma ist das Geld. Per se darf ein Start-up eigentlich auch keines haben. Es muss in Wachstum investiert oder für die Rückfinanzierung allfälliger Finanzierungen verwendet werden. Die Fehlerquote bei Investitionen ist jedoch beachtlich aufgrund der sich laufend verändernden Situation. Eine langfristige Sicht: schier unmöglich. Der tägliche Blick aufs Bankkonto ein Muss und manchmal erwische ich mich dabei, wie ich mich routinemäßig auch ein zweites oder gar drittes Mal einlogge und auf eine entspanntere Situation hoffe. Geld hat die Macht, deine Laune zu verändern. Geld kann dich benutzen und lenken. Geld ist ein übler Dämon und Geld ist ein Dauerthema in der Start-Up-Welt.

Unser neuer Onlineshop
Plötzlich ging es schnell: www.dinnair.ch. Unser eigener Onlineshop war geboren. Mithilfe von Julia war das langersehnte Ziel keine grosse Sache. Und es war auch enorm wichtig. Denn unser Sortiment und unsere Bekanntheit im stationären Detailhandel vergrösserte sich stetig. So hatten wir nun endlich eine Lösung, wo schweizweit alle Kunden das vollständige Dinnair-Sortiment vorfinden konnten. Ergänzend zur Fachkompetenz unserer Vetriebspartner war das unser mittelfristiges Ziel. Während sich Julia um den technischen Shopaufbau kümmerte, sorgten wir für die praktische Umsetzung. Tiefkühlprodukte schweizweit perfekt tiefgekühlt in einer nachhaltigen Verpackung zu versenden, lautete die Aufgabe. Herrje, was haben wir gepröbelt und geübt! Muster bestellt und Pakete an uns selbst verschickt. Tagelang, wochenlang. Irgendwann hatten wir die für uns beste Lösung und waren mächtig stolz, einen Versand weit weg von der bekannten Styroporbox entwickelt zu haben. Und schon war es so weit, die allerersten Bestellungen über den Dinnairshop trudelten ein. Gänsehaut! Wir waren uns alle einig: der Onlineshop sollte unser wichtiges zweites Standbein sein.
 
 
  
Der nächste Hammer
Ab Sommer 2022 zeigte sich der Schicksalshammer einmal mehr. War ja klar. Nach dem Fliegen kommt das Fallen. Man hörte es im Radio, man las es in den Zeitungen. Es war die Rede von einer Konkurs- oder Pleitewelle. Corona beflügelte den Detailhandel. Insbesondere die kleinen, liebevoll gepflegten Spezialitätenläden und Fachgeschäfte. Dann kam der Krieg in Europa. Die steigende Inflation. Die Panik und Weltuntergangsstimmung machte sich sofort bei vielen unserer Vertriebspartner breit. Viel zu oft gab es kein Retten mehr. Zwischen dem Sommer und der Jahreswende türmten sich die aus Ladenschliessungen zurückgeholten Dinnair-Tiefkühltruhen bei uns im Lager auf. Es mussten wohl gegen die 20 gewesen sein. Aus allen Ecken der Schweiz mussten wir mit viel Aufwand Truhen nachhause holen. Für uns bedeutete dies, dass rund ein Fünftel unseres gesamten Volumens im Detailhandel in wenigen Monaten wegbrach. Das war bitter und unsere Lagerkapazität platzte.

Nach all den Jahren und all den kassierten Schlägen zahlte es sich aus, dass wir Dinnair so umstrukturiert hatten, dass sich die meisten Fixkosten dem Umsatz anpassten. Logistikkosten, Warenaufwände und insbesondere nun auch die Lohnkosten. Die Schnelligkeit des Wachstums und den damit verbundenen Wachstumskosten konnten wir jederzeit anpassen. Wir surften beruhigt mit der Umsatzwelle mit. Mehr Umsatz verkraftet höhere Fixkosten und schnelleres Wachstum, weniger Umsatz sparte viel Geld auf der Kostenseite ein. Auf diesen Mechanismus war ich als Geschäftsführer mächtig stolz. Ohne diesen Grundsatz und ohne diese strategische Vorbereitung, hätten wir Ende 2022 vermutlich nicht ohne weiteres überlebt. Es war für mich persönlich eine der wertvollsten Lektionen und seither eine Überlebenstaktik.

Doch standen wir abermals vor einer Wand. Eine unternehmerische Weiterentwicklung war zwingend notwendig. Es brauchte neue Impulse und neue Denkansätze. Ich zweifelte daran, dass wir im Jahr 2023 auch nur annährend auf das Umsatzvolumen vom Vorjahr kommen würden. Grundsätzlich ist das für ein etabliertes Unternehmen kein Problem. Aber ein Jungunternehmen muss auf eine gesunde Grösse wachsen können, um zu überleben. Da führt kein Weg vorbei, ausser dem des unternehmerischen Scheiterns. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir keinen Zweifel, dass unser bestehendes Geschäftsmodell mittelfristig nicht mehr funktionieren würde. Doch die ins Wanken geratene Weltlage zeigte klar auf, dass es nicht der richtige Moment für das große Wachstum im Detailhandel war. Und so erinnerte ich mich an meine Jungendtage auf Hawaii, wo wir als Surfer bei den für uns viel zu grossen Wellen einfach tief Luft holten, die Brettnase abtauchten, unter der Welle verweilten und kräfteschonend wieder auftauchten, ehe die nächste, vielleicht perfekte Welle kam.

Die unveränderbaren Situationen so zu nehmen und zu akzeptieren, wie sie sind, diese Eigenschaft wurde mir als Jungunternehmer besonders in den letzten 2 oder 3 Jahren mit auf den Weg gegeben. Doch damit nicht genug. Inzwischen freue ich mich sogar, wenn’s nicht rund läuft! Wenn Probleme und Herausforderungen entstehen und wenn’s rumpelt. Schwer nachvollziehbar habe ich für mich längst die Beweise erfahren, dass sich Dinge durch den Zwang zur Veränderung zum Besseren wenden können.  Aus einem vermeintlichen Schicksalsschlag heraus, gezwungenermaßen alles zu hinterfragen, alles nochmals über den Haufen zu werfen, alles neu zu denken und nochmals ganz von vorne zu beginnen.  Ein lohnenswerter Weg, sichtbar für die, die wissen, wo sie suchen müssen.
 
 
  
In Philippes Küche sprudeln neue Ideen
Und so war es auch Anfangs 2023 gut, diesen Zwang der Veränderung erfahren zu müssen. Oder vielleicht eher den Zwang, anders, breiter und komplexer denken zu müssen. Im aktuellen Geschäftsmodel auszuruhen und abzuwarten, konnten und wollten wir uns nicht leisten. Ich kannte Pierre vom Restaurant Tulipan als Produzent unserer Seitan Nuggets schon lange, doch irgendwie suchten wir beide im Frühling 23 eine Annäherung zwischen seinem Restaurant und Dinnair. Philippe – der Küchenchef – war von Anfang an bei den Austauschgesprächen mit dabei. Die Luft war schwanger und viele kreative Ansätze entstanden. So durften wir jedes unserer Produkte für eine Woche auf die Mittagskarte vom Tulipan setzen und Philippe kreierte ein wunderbares Menü daraus, um erste Erfahrungen sammeln zu können. Pierre nahm die Chance war, um Produkte von uns bei Anlässen zu integrieren. Ich schätzte das enorm, dass es keine Grenzen gab und wir einfach alles Versuchen konnten.

Für mich war schnell klar, dass mental eine sehr anstrengende Phase kommen würde. Seit Jahren begleitete mich der Gedanke, unsere Produkte nicht nur tiefgekühlt, sondern auch verarbeitet, gekocht anzupreisen und zu servieren. Pierre und Philippe taten alles dafür, dass diese Gedanken nun enorm schnell reifen konnten und enorm viel positive Energie produzierten. Mit Philippe philosophierten wir in der Tulipan-Küche über unsere Produkte, über Rezepturen, über Saucen, über Catering-Anlässe und überhaupt über alles, was auch nur in entferntester Form eine Chance für Dinnair sein könnte. Wir sprachen über eine Dinnair-Eigenmarke, die wir ergänzend zu unseren bestehenden Produzenten aufbauen könnten, um selbst Produkte zu entwickeln und gar selbst zu produzieren. Doch wir verloren uns nicht nur in Worte.  Innerhalb kürzester Zeit entwickelten wir einen Falafel-Taler dessen Herz Schweizer Kichererbsen sind und all unseren Ansprüchen gerecht wird. Bis nach Mitternacht standen wir mit kräftiger Unterstützung von Marcel in der Tulipan-Küche und arbeiteten als Freunde mit einer Menge Spass an der ersten Tiefkühlspezialität aus der eigenen Dinnair-Küche. Tage später waren die Falafel-Taler in unserem Online- und Vertriebsshop erhältlich. Schweizweit. Krass, da ging innert Tagen eine überraschend leicht und klare Walze durch Zeit und Raum. Die Nächte waren genügend kurz, um bereits am nächsten Tag wieder neue Ideen und Visionen spinnen zu können.
 
 
 
Es muss ein unternehmerisches Gen oder die unermüdliche Suche nach dem Neuen, Spannendem und Unerfahrenem gewesen sein. Oder bloße Verrücktheit. Begründet aus einem Bauchentscheid, wollte ich Dinnair genau hier und jetzt in diese Richtung weiterentwickeln. Zusammen mit Philippe. Ich hatte keine Ahnung, was ich wirklich wollte, doch ich wusste, wonach ich suchte. Kurzentschlossen und das Herz höher gewichtet als den Verstand, gründete ich von heute auf morgen im März 2023 eine weitere Firma. Die Dinnair Gastro GmbH. Nur NICHT entscheiden, ist falsch. Ein weiteres Start-Up, das ist verrückt! Doch auch absurde Träume, machen Sinn. Ich sah darin das Potential, um einen weiteren Geschäftszweig aufbauen zu können, ohne die bestehende Struktur von Dinnair zu tangieren, negativ zu verändert oder gar zu gefährden. Ich wollte eine Weiterentwicklung anstossen.

Und genau da, sind wir nun also angekommen, nach 5 Jahre Unternehmertum. Vom Ritt durchs Fegefeuer hin zum Blick in den Startup-Himmel. Unzählige Male und immer wieder von Neuem. Wir haben über die letzten Jahre einmalige Produkte kreiert und dürfen diese an rund 100 Standorten in der ganzen Schweiz und im eigenen Onlineshop verkaufen. Tausende Kundinnen und Kunden, ein Dutzend Produzenten und eine Handvoll Leute im Teamnetzwerk Dinnair und als Arbeitgeber. Unsere Geschichte war bislang eine Nahrhafte, die zugesetzt hat. Am Strassenrand in Biberbrugg gestartet, von einem Gesetz zu fall gebracht. Dinnair am Boden liegend und wieder auferstanden, wie Phönix aus der Asche. Wir waren im Bundeshaus und wir haben ein europäisches Gesetz für unser Land korrigiert. Und dazwischen immer der schonungslose ganz normale Wahnsinn. Rock n‘ Roll, der kann und darf müde machen. Er darf aber auch ermutigen und eine tiefe Zufriedenheit auslösen. Doch was bleibt nun wirklich hängen vom Erlebten?

 „Ich will dahin, wo ich Fremder bin. Ich will wieder Lehrling sein“. Mein persönliches Ziel habe ich übertroffen. Die letzten Jahre waren die intensivstes in meinem gesamten Berufsleben. Positiv wie negativ, doch niemals wertend und schon gar nie sinnlos. Jeden Tag aufs Neue sind wir als Team Dinnair auch nach 5 Jahren mit Genugtuung da, wo Unheil droht und Glück regiert. Da wo gewiss, Ungewissheit herrscht und das daraus Lernen das einzige ist, was wirklich zählt. Wie aus dem Nichts besteht Dinnair nun aus zwei Firmen. Alle Türen sind offen, die meisten gehen wieder zu. Diese sind nicht von Interesse, die anderen umso mehr. Ungebrochen, ja gar gestärkt, ist sie also auch nach 5 Jahren da, die Lust Unternehmer zu sein. Nico Vogt interviewt in seinem sehr empfehlenswerten Podcast „Mach dis Ding“ regelmäßig Jungunternehmer. Mal für Mal fühle ich mich zutiefst verbunden mit den Geschichten dieser für mich gänzlich fremden Personen. Dinnair ist nur eine einzige Schicksalsblase im Himmel der ach so vielen Neugründungen in der Schweiz und weltweit. Eines haben wir aber gemeinsam: Wir alle haben den Drang, das zu verändern, was veränderbar ist, eliminieren Negatives und leben da, wo Träume und Visionen Platz einnehmen dürfen. Wir unternehmen. Verantwortung übernehmend und selbstbestimmt, suchen wir das für uns Gute. Und so schliesse ich mich den Worten von Nico an, dass das Unternehmertum die geilste Lebensform auf der Welt ist. Denn was stillsteht, ist tot, nur was sich bewegt, das lebt.

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Unser Newsletter ist ein Tagebuch eines Jungunternehmers. Dich erwartet die volle Transparenz und sehr persönliche Worte. Wir möchten damit das Erlebte verarbeiten und unsere Firmengeschichte weitergeben.  Für alle Interessierten und Wegbegleiter, für uns selbst und für all die, die sich selbst in das Abenteuer eines Unternehmers stürzen wollen. Alle bisherigen Tagebuchnotizen findest du hier bei uns im
Buch der Erinnerung.
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4 Kommentare

Heute habe ich euer startup im “unverpackt” in spiez kennengelernt und eben eure Campus genossen. Ich bin begeistert und werde allen erzählen davon. Vielen Dank für euer Durchhaltevermögen, euren Pioniergeist und eure kreative Kraft.

Magdalena Schatzmann

Lieber Peter
Ich erinnere dich gerne an deine Worte ;-)

Wird das Leben hart, fangen wir zu Leben an.
Sei kein Matrose, du bist der Kapitän auf deinem Lebensschiff, egal wie rau die See!

In diesem Sinne wünsche ich Schiff ahoi, weiterhin viel Glück und Durchhaltewillen!
Liebe Grüsse

Cäcilia

Cäcilia

Weiter so! Lass es dampfen in allen Gassen💪🍀

Alex Allmann

Wow, hammer Geschichte Peter! :) Ich ziehe meinen Hut vor deinen unzähligen Anpassungen! Willst du mal in einem Podcast über die letzten Jahre berichten? Die Schwierigkeiten und wie du es schaffst, dich ständig zu verändern und das Geschäftsmodell anzupassen?
Melde dich einfach! :)
Liebe Grüsse
Nico

Nico

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